Die Fernwärme-Gesellschaft der Stadt hat die Preise im Jahresvergleich um 159% erhöht. Die St. Pöltner ÖVP macht diese Preissteigerung nun zum Thema eines dringlichen Antrags im Gemeinderat.
Erst im Spätherbst hat der St. Pöltner Gemeinderat aufgrund der steigenden Energiekosten die Aufstockung des Heizkostenzuschusses auf 250 Euro beschlossen. „Kurze Zeit später schickt die Fernwärme-Gesellschaft der Stadt dann Preiserhöhungen von 82 Prozent aus. Im Jahresvergleich beträgt die Steigerung sogar 159 Prozent. Das geht sich alles zusammen nicht zusammen“, urteilt VP-Klubobmann Florian Krumböck.
Konkret wurden die Preise, die seit Juli 2021 galten, um 82 Prozent angehoben. Statt 87,95 Euro kostet eine Megawattstunde (MWh) nun 159,84 Euro bei Objektzählung bzw. statt 101,15 Euro nun 183,84 Euro bei Einzelzählung. Die Kosten für das Warmwasser stiegen von 8,23 Euro auf 14,96 Euro pro m³. Die St. Pöltner ÖVP wird in der Gemeinderatssitzung am Montag in einem dringlichen Antrag Maßnahmen zur Reduktion der Fernwärme-Preise fordern.
„Die Auswirkungen einer solchen Preisausweitung können – anders als bei Strompreisen – auch nicht durch einen Wechsel des Anbieters gemindert werden, da die Fernwärme St. Pölten eine Monopolstellung aufgrund der notwendigen Leitungen und Infrastruktur innehat. Deshalb kommt der Stadt St. Pölten als öffentlicher Mehrheitseigentümer der Gesellschaft eine besondere Verantwortung zu“, führt Krumböck aus. Die Stadt St. Pölten solle zum Beispiel auf mögliche Gewinnausschüttungen durch die Fernwärme St. Pölten GmbH verzichten, die jedoch zweckgebunden für die Preisreduktion für Endkunden verwendet werden müssen: „Immerhin erwartet die Fernwärme GmbH einen Gewinn von 2,7 Millionen Euro im Jahr 2022.“
Hinter Umwelt-Marketing stecken fossile Preistreiber
Dass nun auch die Fernwärme vom Anstieg der Energiepreise derart drastisch betroffen ist, überrascht. Immerhin wurde sie 2009 auch mit dem Climate Star, der Auszeichnung des Klimabündnis Europa für die besten Klimaschutzprojekte von Gemeinden und kommunalen Netzwerken in ganz Europa, ausgezeichnet und wirbt selbst damit, dass ein Großteil der Wärme aus der Abfallverbrennung kommt.
„Bemerkenswert ist, dass hinter dem Umwelt-Marketing der St. Pöltner Fernwärme aber fossile Preistreiber stecken. Zwar kommen zwei Drittel der Wärme aus der Müllverbrennung, für 50 Prozent der Preisgestaltung ist aber der Gaspreisindex und der Großhandelspreisindex für Mineralölprodukte verantwortlich. Rechnet man den Anteil an fossilen Energieträgern beim Großmarktpreis für Strom mit ein, landet man gut und locker bei mehr als 60 Prozent an fossiler Preisgrundlage für das grüne Heizen“, erläutert der Klubobmann.
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